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Herzfrequenzvariabilität
Wir gehen intuitiv davon aus, dass bei einem Puls von 60/min das Herz genau jede Sekunde einmal schlägt. Dies wäre bei einem künstlichen Herzschrittmacher der Fall. Unser natürlicher Schrittmacher, der Sinusknoten, steht unter dem Einfluss des vegetativen Nervensystems. Der sympathische Anteil dieses Systems beschleunigt den Herzschlag, und unter seinem Einfluss nähert sich die Herzschlagfolge vor allem bei hohen Frequenzen der Genauigkeit eines Metronoms. Umgekehrt ist der Einfluss des Parasympathicus: Das Herz schlägt langsamer, und die Abstände zwischen den einzelnen Herzschlägen sind „ungenau“. Misst man den Puls mit dem Finger im Handgelenk oder am Hals, so ist diese „Ungenauigkeit“ nicht spürbar. Registriert man die Herzaktion jedoch mit einem Elektrokardiogramm, so lassen sich die Abstände zwischen den Herzschlägen jedoch millisekundengenau ausmessen. Damit lässt sich auch aussagen, ob der Herzrhythmus mehr unter dem Einfluss des sympathischen oder des parasympathischen Anteils des vegetativen Nervensystems steht.

 

Wie vieles in der Medizin ist die Pulsdiagnostik seit der Antike überliefert. Noch im 20. Jahrhundert unterschieden Lehrbücher der Inneren Medizin verschiedene Pulsqualitäten. Auch diese Weisheit wurde durch die technologische Umformung der Medizin über Bord geworfen. Der chinesische Arzt Wang Shu-Ho (180 – 270 n.Chr.) schrieb in seinen Schriften über Pulsdiagnostik: Wenn das Herz so regelmässig wie das Klopfen des Spechts oder das Tröpfeln des Regens auf dem Dach wird, wird der Patient innerhalb von vier Tagen sterben.“ Es ist heute zweifelsfrei belegt, dass eine verminderte Herzfrequenzvariabilität (also ein sehr gleichförmiger Puls) prognostisch schlecht ist bezüglich Herzkreislaufkrankheiten und verkürzter Lebenserwartung. Umgekehrt ist eine gute Herzfrequenzvariabilität Zeichen einer guten autonomen Balance und damit einer gesunden normalen Lebenserwartung. Die autonome Balance bezieht sich keineswegs nur auf das Herzkreislaufsystem, das autonome Nervensystem ist die Schaltzentrale sehr vieler Organsysteme, welche durch eine schlechte Balance alle in Mitleidenschaft gezogen werden.
(siehe auch: vegetatives Nervensystem)

Herzfrequenz
Siehe Puls. 

Homoeostase
Unter Homoeostase versteht man ein dynamisches Gleichgewicht: der Körper hält sein „inneres Milieu“ mit feed-back Mechanismen aufrecht, auch wenn dieses von aussen oder innen gestört wird. Der Blutzuckerspiegel ist sehr konstant. Nehmen wir eine grosse Menge Zucker zu uns, so steigt der Blutzucker zwar kurzfristig an. Blutzuckersensoren melden jedoch die Störung der Bauspeicheldrüse sofort, und diese schickt soviel Insulin ins Blut, bis der Zuckerspiegel wieder normal ist. Dank Insulin konnte der Zucker in die Muskulatur und ins Fettgewebe geschleust werden. Weitere Beispiele wären die Körpertemperatur oder der Wassergehalt des Körpers. Sensoren melden schon kleine Abweichungen der entsprechenden Zentrale, und die Korrektur setzt sofort ein. Können Abweichungen nicht rasch genug korrigiert werden, folgen irreversible Schäden oder Tod: Ein hoher Blutzuckerspiegel führt unbehandelt zum Koma oder Tod, ebenso das Trinken exzessiver Mengen von Wasser oder das unkontrollierte Ansteigen der Körpertemperatur. Homoeostase kommt vom Griechischen homoios=gleich und stasis=stehen.